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Bericht zur AfreakMED-Klinik Tolon/Ghana im Rahmen eines Aufenthaltes des Obmanns
Dr. Bayer Stefan von 10.06.2018 – 17.06.2018

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Mehrere Gründe machten es notwendig, einen Vertreter von AfreakMED-Österreich nach Ghana zu schicken, um Dinge ein wenig zu forcieren, wiedereinmal Präsenz zu zeigen und der Zukunft der Klinik eine konstante Richtung zu geben. Somit reiste ich, der Obmann Dr. Bayer Stefan, nach Ghana. Dies mit sehr gemischten Gefühlen, da sich bei vorangegangen Besuchen immer größere Probleme auftaten. Diesmal aber sollte es anders kommen:

Ich wollte eine Bestandsaufnahme nach dem verheerenden Sturm machen, der das gesamte Dach samt Dachstuhl Anfang Mai abtrug. Großzügige Hilfe ermöglichte den raschen Wiederaufbau und somit die schnelle Wiederinbetriebnahme der Krankenstation. Das Dach wurde in diesem Zuge auch am Giebel gehoben, insgesamt verstärkt und mit zusätzlichen Sicherungsmaßnahmen versehen, um zukünftigen Stürmen Einhalt zu gebieten. Außerdem bekommt das Gebäude einen neuen Anstrich, da auch hier Nässeschäden sichtbar sind.

Nachdem vergangenen April sowohl in der Klinik als auch in den Dörfern der Region Augen-Vorsorgeaktionen von der Afreakmed-Klinik gemeinsam mit lokalen Vertretern des Schweizer-Roten-Kreuzes durchgeführt wurden, konnten im hauseigenen OP 29 Augenoperationen durchgeführt werden, welche bei den Nachkontrollen durchwegs positive Ergebnisse (dazu gehört auch das Wiedererlangen des Augenlichts) zeigten. Die Prävalenz der Augenerkrankungen sowie der Leidensweg für die Betroffenen, die damit verbundene Arbeitsunfähigkeit und somit Isolierung der Patienten zeigen die unbedingte Notwendigkeit derartiger Maßnahmen.

Das Treffen mit der Vertreterin des Regional Health Offices Mrs Charity Azantilo war durchwegs positiv. Nicht nur die von Beginn an motivierte, freundlich gesinnte und offene Haltung uns gegenüber, sondern auch der Wille zum Weiterentwickeln der bestehenden Strukturen unterscheiden sie wesentlich von ihrer eher passiven Vorgängerin. Auch bot sie sofort an selbst an den weiteren Verhandlungen mit dem Schweizer Roten Kreuz teilzunehmen um die Kooperation zu festigen. Dies ist auch ein wesentlicher Punkt zum Erlangen der Akkreditierung der Krankenversicherung, welche einen genau definierten Katalog vorlegt, dessen Punkte erfüllt werden müssen. Nachdem für die Augen OP´s und Screening Aktionen sowohl in der Klinik als auch auswärts Personal in erhöhtem Ausmaß benötigt wird, zusätzliches Equipment von beiden Parteien beschafft wird und der OP zu Verbesserung der Qualitätsstandards mit einem Klimagerät und Schiebefenster/türen ausgestattet werden soll, sollten all jene Punkte leicht erfüllbar sein. Sie sagte einen Satz der uns sehr beeindruckte und viele Bedenken hintergründig erscheinen ließen: „Selbst wenn auch nur ein Augenlicht oder ein Leben mithilfe dieser Klinik gerettet werden konnten, hat sich diese schon mehr als bewährt und ausgezahlt!“ (auch als Video auf facebook zu sehen)

Ein Meeting mit dem Regional Coordinating Officer Mohammed Alhassan hinterließ einen ähnlich positiven Eindruck wie tags zuvor. Wieder der gleiche Tenor und Kooperationsbereitschaft. Nachdem mit dem Gesundheitsministerium und den lokalen Behörden ein Kooperationsvertrag besteht, war es unabdingbar jene miteinzubinden. Das erwies sich in der Vergangenheit jedoch als sehr zäh bis unmöglich ob der Unfähigkeit und Trägheit der Kontaktpersonen. Diesmal jedoch erschien die Situation in einem völlig anderen Licht.

Tags darauf trafen wir uns mit dem lokalen Leiter des Schweizer Roten Kreuzes Frederick Anti. Mit dabei war auch Madame Azantilo um uns den Rücken zu stärken. Wie sich herausstellte, hatten sich jene, nachdem sie im April unsere Klinik schon nutzen konnten, auch schon Gedanken über eine Zusammenarbeit gemacht. Der sehr kompetente Herr Anti versprach all die notwendige Unterstützung zur Realisierung einer dauerhaften Kooperation. Dazu gehören wie schon erwähnt Vorsorgeuntersuchungskampagnen mit den daraus resultierenden Behandlungen und OP´s.

Natürlich bleibt der allgemeinmedizinische Aspekt der Klinik trotzdem in vollem Umfang erhalten, oben geschildertes soll nur eine Spezialisierung und somit Standortsicherheit bringen.
Im Raum stehen jetzt mit der Modernisierung des OP´s Leistenbruch Operationen, welche ähnlich wie die AugenOP´s diagnostiziert und operiert würden. Dies würde unser Obmann von Afreakmed Ghana, Dr. Steve Kpangpari, als Chirurg durchführen.

Das letzte aber auch sorgenvollste Treffen war jenes mit dem Häuptling der Region, Chief Suleiman. Jener hatte uns in der jüngeren Vergangenheit viel Kopfzerbrechen beschert, indem er durch unbegründete Drohungen und Vorwürfe eine Schließung der Klinik erwirkte, welche schließlich auch Monate andauerte, bis wir mit einem sogenannten Memorandum of Understanding zwischen dem Verein Afreakmed, dem Regional Health Office und den Vertretern der regionalen Politik eine Wiedereröffnung in die Wege leiteten. Dieser Schritt war aber auch insofern wichtig, alsdaß er uns Tür und Tor zu Personal (welches somit auch vom Gesundheitsministerium bezahlt wird), Kooperations-möglichkeiten und den Weg in eine Selbstständigkeit der Klinik öffnete. Aber auch dieses Meeting verlief nach Abhandeln diverser Höflichkeiten gut und ohne weitere Unstimmigkeiten.

Alles in Allem muß ich sagen, daß dieser Aufenthalt der bisher positivste und fruchtbarste war. Die offene und hilfsbereite Art und Weise der Verhandlungspartner hinterließ bei mir und Louis Kpangpari, unserem Koordinator und Mann für Alles vor Ort, einen sehr guten, motivierenden und zukunftsträchtigen Eindruck, auch was das Erlangen der Krankenversicherungs-akkreditierung anbelangt. Dies wäre dann der Knackpunkt zur Entlassung der Klinik in eine Selbstständigkeit mit Eigenerhalt.

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Dr. Bayer Stefan
AfreakMED Obmann