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Bericht zur AfreakMED Krankenstation | Ghanareise / April 2011

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Am 7.4.2011 ist eine Delegation von AfreakMED-Mitgliedern - darunter der Obmann Dr. Bayer Stefan, Schriftführerstellvertreter Bayer Mathias und die Mitglieder Sonja Göttle sowie Doris Priedler - nach Ghana geflogen. Das Ziel dieser Reise war es, eine aktuelle Bestandsaufnahme des bisher Erreichten zu machen, mehrere Termine zur weiteren Organisation wahrzunehmen sowie die Möglichkeit und Notwendigkeit der Entsendung von Volunteers zu evaluieren und wieder einmal Präsenz vor Ort zu zeigen.

Die AfreakMED – Klinik

Nach der Landung in Accra nahmen wir frühmorgens einen Inlandsflug nach Tamale, der Hauptstadt der Northern-Region Ghanas. Dort wurden wir von Dr. Steve Kpangpari und seinem Bruder Louis Kpangpari erwartet. Nach einem Begrüßungsfrühstück mit anschließendem Erstellen eines schon vorbereiteten Wochenplans begaben wir uns per Vereinsauto nach Tolon zur Baustelle der AfreakMED Krankenstation. Für alle Reiseteilnehmer war der erste Eindruck äußerst positiv, der Fortschritt deutlich erkennbar und die geleistete Arbeit durchaus zufriedenstellend. Der Dachstuhl war fertig, leider konnte das Eindecken erst in der folgenden Woche erledigt werden, dies sollte also nun schon erfolgt sein. Steve und Louis Kpangpari stellten sich all unseren Fragen und glänzten durch wohl überlegte Antworten. Wir alle waren erstaunt von deren Kompetenz und Durchdachtheit. Sowohl die Baustelle selbst, als auch alle zukünftigen Abläufe sind von ihnen gut geplant. Louis ist eigentlich ständig vor Ort, um die Materialbeschaffung, Baustellenleitung und Organisation sicherzustellen. Steve, als Obmann von AfreakMED-Ghana koordiniert und leitet die bürokratischen Angelegenheiten. Die Größe des AfreakMED-Landes (30 Acres ≈ 12 ha) motivierte uns wieder zur Planung von Ackerbau und Viehzucht zum Benefit der Krankenstation. Strom und Wasserleitung sind vom öffentlichen Netz verfügbar, dennoch sind Alternativen ob der teils sehr sporadischen und unsicheren Verfügbarkeit beider unbedingt für einen reibungslosen Betrieb erforderlich. Die nächsten Schritte bestehen im betonieren der Böden, Einbau von Fenstern und Türen und Installieren der elektrischen und sanitären Anlagen. Es wurde der Kontakt zu einer ortsansässigen Schule, dem „Tolon Islamic Training Center“ hergestellt, um sie eventuell mit einer österreichischen Schule zu verlinken. Dies würde den interkulturellen Austausch in Verbindung mit der Entstehung der Krankenstation fördern.

Besuch bei Chief Suleiman

Nach der Besichtigung der Baustelle hatten wir einen Termin bei Chief Suleiman, dem „Ältesten“ der Region Tolon. Nach den gegenseitigen Höflichkeiten und einem freundlichen Empfang teilte er uns seine Freude am Fortschritt des Projektes mit. Ein weiterer Punkt der mit ihm zu besprechen war, ist die Reise einer österreichischen Reporterin nach Ghana. Sie möchte vor allem über das Leben der Frauen in Ghana und speziell im Dorfverband und natürlich auch über AfreakMED schreiben. So soll sie die Möglichkeit bekommen, einige Zeit im Dorf Tolon bzw. den umliegenden Dörfern zu verbringen. Weiters warfen wir die Frage des Beitrags der Gemeinschaft zum AfreakMED Projekt auf. Dies soll durch den Chief auch forciert und gefördert werden, da wir der Ansicht sind, dass nur so ein Eigenbewusstsein für diese Krankenstation entstehen kann. Betont wurde wieder einmal die Notwendigkeit einer medizinischen Einrichtung, welche sowohl die Versorgung für rund 150 000 (!) Menschen verbessern soll als auch als Bindeglied zum Tamale Regional Hospital (ca. 50km entfernt) dienen soll.

World-Vision Office – Tolon

Geplant war ein Treffen mit der Leiterin von World Vision im District Tolon. Leider war diese zu diesem Zeitpunkt nicht verfügbar, so konnten wir nur einen Mitarbeiter antreffen. Dabei ging es hauptsächlich um eine Hilfestellung dieser Organisation zum Brunnenbau auf der Afreakmed Baustelle. Louis wird sich der Sache annehmen.

Besuch der VAMED Polyklinik – Janga/Norhtern Region

Etwa zwei Stunden Autofahrt nordlich von Tamale befindet sich Janga, ein Verband aus Ortschaften mit ca. 20 000 EW. Die ghanaische Regierung hat die Fa. VAMED aus Österreich mit dem Bau mehrerer Polykliniken beauftragt, eine davon in Janga. Janga liegt am Ende einer Piste etwa 25km von der Hauptstraße und 40km vom nächsten Krankenhaus entfernt. Andrerseits ist Janga durch den Weissen Volta Fluss, welcher nur per Kanu querbar ist (unmöglich in der Regenzeit), begrenzt, wobei sich das Versorgungsgebiet der Krankenstation über den Fluss hinweg zieht. Die Klinik glänzt durch europäischen Standard, wobei ein Großteil der Materialien per Kontainer von Österreich nach Janga geschickt wurden. Das Personal besteht aus 4 Krankenschwestern/pflegern ( einer davon Leiter der Station), 1 Techniker, 1 Laboranten ( 1 Tag / Wo ), 2 Reinigungskräften und 2 Securities. Sie beinhaltet 1 OP, 1 Laboratorium, 1 Apotheke, 3 Behandlungsräume, 4 Krankenzimmer a 3 Betten , 1 Warteraum und eine Administration. Dazu gibt es einen großräumigen Generator, eine Müllverbrennungsanlage, einen Angestelltenbungalow, einen gekühlten Leichenraum, einen Wasserpumpenraum und diverse Sanitäranlagen. Die Pflegerschaft verfügt über 2 Enduros zu Versorgung umliegender Dörfer. Es gibt kein Ambulanzfahrzeug. Die Stromversorgung ist staatlich gesichert, die Instandhaltung bis 2012 von der Fa VAMED vertraglich festgelegt. Der Staat Ghana weist monatlich ein festgelegtes Budget zur Aufrechterhaltung des Betriebes zu. Mittlerweile gibt es 5 baugleiche Polykliniken in Ghana.

Besuch des VAMED Office in Accra

Zum Termin im VAMED Hauptquatier in Accra wurden wir sehr freundlich von Mr. TAKIE, dem Branch Manager Ghana, begrüßt. Nach gegenseitiger Vorstellung unserer Projekte und regem Erfahrungsaustausch, bat uns Mr. Takie seine Hilfe in allen ihm möglichen Belangen an.

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Steve hat schon mehrfach Infos über die Krankenversicherung in Ghana eingeholt, wobei momentan ca. 90% versichert sind. Die Versicherung deckt bei einer jährlichen Prämie von etwa 12 US$ alle grundsätzlich nötigen Behandlungen und chirurgischen Eingriffe ab, wobei „Extras“ selbst zu bezahlen sind. Die restlichen Gelder werden aus dem Steuertopf genommen, was einen relativ starken Steueranstieg zur Folge hatte, jedoch eine immense Erleichterung im Gesundheitssystem brachte. Jede Krankenstation wird separat von der Versicherung eingestuft und validiert. Es fehlt uns im Moment noch an finanziellen Mitteln, um fertig stellen zu können. Dazu soll nun um diverse Förderungen angesucht werden. Konzentrieren wollen wir uns auch auf den Containertransport unserer bisher gelagerten Geräte und Einrichtungsgegenstände. Wir können im Allgemeinen auf eine sehr lehrreiche, erfolgreiche und interessante Woche zurückblicken. Sämtliche Termine und Treffen gaben Aufschluß auf die Arbeitsweise und Organisation verschiedener Institutionen, die uns wiederum unsere Schlüsse und Lehren ziehen liessen.

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Mit besten Grüßen, Dr. Stefan Bayer